Dienstag, 28. September 2010

Fiidööli - es geht weiter

Toter Hund ist gut! Helgas Hund war letztes Jahr noch mit dabei, auch nicht mehr so munter aber immer noch gefrässig wie ein T-Rex. Helga hat ihrem „Fiidööli“ immer Fleischmocken unter den Tisch geschmissen. Fiidööli hat jeweils ebenso so laut auf dem Fleisch herumgekaut wie die Hundebesitzerin selber. Welch bezauberndes Geräusch! Wenn Helga während des Essens etwas gefragt wurde, musste sie erst wieder ihre Schublade richtig einrenken bevor sie antworten konnte. Sehen Sie dieses Bild vor sich? Herrlich!
Fido ist nicht mehr. Ein Pouletknochen wurde ihm zum Verhängnis. Das weiss man doch, Pouletknochen sind nix für Hunde. Vielleicht hat aber auch Helgas Mann das seinige dazu getan. Dieser Köter hat es schöner als ich, eigenes Sofa und immer einen Napf voll Fressen, das ist doch nicht normal. Helga hat dann ihren Fido immer gleich auf ihren Schoss genommen, ist ihm über das Köpfchen gefahren und hat gesagt, weisch dä Franz meint’s nöd esoo. Franz hat es aber ganz genau so gemeint! Ja nu, Fido ruht im Hundehimmel. Sogar einen Grabstein hat er bekommen mit der Aufschrift: Fiidööli mein, im Herzen so rein, der Knochen sollte nicht sein.
Franz ist auch nicht mehr. Helga liebte Fido und Franz den Alkohol, Franz's Leber ertrank im allzu vielen davon.

So, alle wurden von Frau Hirschi mit der Suppe beglückt, dann konnte das grosse Schlürfen ja beginnen, Ton ab! Dreissig Mal schlürf und sabber, tut mir leid aber so kann ich nicht essen! Gerda verschluckt sich. Ausgerechnet Gerda. Sie hustet und hustet. Meine Mutter haut ihr auf den Rücken, Gerda verschlägt es darob den Atem. Von dem hat sie grad sowieso nicht zu viel. Gerda sperrt die Augen und den Mund auf. Ihr Mund sieht aus wie der Eingang eines Vogelhäuschens im Wald. Der Ornithologische Verein Embrach kommt mir in den Sinn. Gerda pfeift, vermutlich schon bald aus dem letzten Loch. Mutter versucht es jetzt mit einem Schlag auf die Vorderseite. Röcheln von Gerda und schliesslich kippt diese vom Stuhl. Alle löffeln weiter, wer hat den schon gerne kalte Suppe. Da niemand Anstalten macht, bei Gerda die Lebensrettenden Sofortmassnahmen einzuleiten, nehme ich an, dass die anderen auch schon zu Nahe bei ihr gestanden haben und wissen, welcher Wind von ihr her weht. Meine Mutter stupft Gerda mit ihrem Schuh an, nichts, keine Bewegung. Sie schiebt sie noch etwas weiter unter den Tisch und stellt ihre beiden Füsse auf sie. Vielleicht ist es so bequemer oder sie merkt dann, wenn sich Gerda bewegt.

Frau Hirschi räumt ab. Ob es gut war, interessiert sie nicht. Sie sagt nur, und jetzt, s’nögscht? Sie bekommt ein paar jajas, nonigs, chli schpöters und sichers zur Antwort, die ihr aber auch egal sind. Sie macht sowieso wie’s ihr passt. Mit den beladenen Suppentellern marschiert sie ab, ich schaue ihr nach. Die dunkelbraunen Stützstrümpfe sind eine Augenweide. Dazu trägt sie schwarze „Bequemschuhe“ die bei jedem Schritt auf dem polierten Parkettboden quietschen. Heidi’s Frau Rottenmeier kommt mir dabei in den Sinn. Ich bin mir ganz sicher, die hatte genau solche Schuhe an. Als Hausdrachen gehen sie beide durch.

Was git’s als nögschts? Charlotte schreit über den ganzen Tisch. Aha, Hörgerät nicht dabei oder ausgeschaltet. Fritz näggelet an Charlottes rechtem Ohr herum, höör uuf, das pfiifft.
Apropos pfeifen. Wie geht es eigentlich Gerda? Ich kippe auf den beiden Hinterbeinen meines Holzstuhls und versuche so unter dem Tisch etwas zu sehen. Sie liegt immer noch unter dem Tisch und ich beschliesse jetzt doch eine Zigi zu rauchen bis der nächste Gang kommt. Mit Parisienne habe ich aufgehört, dafür mit Gauloises angefangen. Ich rauche die ohne Filter, wenn schon den schon!

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